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Das neue Fähigkeitsprofil - Planungsrichtlinie für den Zeitraum 2018 - 2031

 

Am 4.9.2018 hat  Generalinspekteur General Zorn das neue Fähigkeitsprofil der Bundeswehr unterzeichnet. Es legt konkrete Ziele für die Planung der Bundeswehr in den nächsten 15 Jahren fest. Das Konzept wurde nur in grundlegenden Zügen der Öffentlichkeit vorgestellt. Abgeordnete können unter dem Vorbehalt der Geheimhaltung Details einsehen. Einige Planungsdetails sind aber durchgesickert. Das künftige Fähigkeitsprofil orientiert sich weniger an den
Teilstreitkräften als an zwölf sogenannten Systemverbünden, in denen die künftigen Hauptaufgaben der Bundeswehr von Heer, Luftwaffe, Marine, Streitkräftebasis, zentralem Sanitätsdienst und dem Kommando Cyber- und Informationsraum in übergreifender Zusammenarbeit geleistet werden sollen.
Angesichts der Ungewissheiten bei der Entwicklung der sicherheitspolitischen Weltlage will man die Bundeswehr künftig nicht mehr auf eine Schwerpunktrolle festlegen. Bündnis-und Landesverteidigung haben zwar eine neue Priorität, Beiträge Deutschlands zum internationalen Krisenmanagement bleiben aber
weiterhin Auftrag der Bundeswehr. Es wird differenziert zwischen einer Grundaufstellung der Bundeswehr und zusätzlichen Missionspaketen für besondere Aufgaben, zum Beispiel beim internationalen Krisenmanagement. Systemverbünde soll es u.a. geben für Land, Luft, See, Spezialeinsätze, Unterstützung, Weltraum, Cyber- und Informationsraum, Unterstützung alliierter Partner (HNS) ,Katastrophenhilfe. Die Konzeption für den Beitrag zu dem Systemverbund
Bündnisverteidigung Land sieht dann so aus: Die Bundeswehr stellt den Rahmen für einen multinationalen Korpsstab und wesentliche Teile von zwei weiteren multinationalen Korpsstäben. Drei Divisionsstäbe sollen zunächst acht aktive Brigaden führen, zusammen mit Verbündeten sollen es bis zu 15
Brigaden sein. Nach 2032, so die Planung, könnte die Zahl der deutschen Brigaden auf zehn steigen. An diesem Systemverbund Land sind auch Luftwaffe (Transporthubschrauber), die Streitkräftebasis (Logistik,ABC-Abwehr, Feldjäger), der Sanitätsdienst und das Kommando Cyber- und Informationsraum (ITKräfte, Eloka) beteiligt.Der entsprechende Systemverbund Luft sieht die Bereitstellung von vier so genannten Air Task Forces vor. Gemeinsam mit Verbündeten soll die Luftüberlegenheit über Einsatzgebieten erzwungen werden können. Dabei sollen mit ca. 350 Einsätzen pro Tag gleichzeitig die Lufthoheit über Deutschland,
die deutsche nukleare Teilhabe, konventionelle Luft-Boden-Einsätze und ein Beitrag zur integrierten NATO-Luftverteidigung gewährleistet bleiben. Zur See sieht das Fähigkeitsprofil langfristig die Bereitstellung von mindestens 25* hochseegehenden Einheiten plus 8 U-Boote zum Wirken für den dreidimensionalen Seekrieg vor – einschließlich Befähigung zur Randmeerkriegführung, Unterwasserseekriegführung und U-Boot-Bekämpfung, konventionelle U-Boot-Operationen, Seeminenabwehr und -einsatz, Überwasserseekriegführung mit maritimer Luftverteidigung und Abwehr ballistischer Raketen. Auch der lange vernachlässigte Seekrieg aus der Luft wird wieder neu organisiert werden müssen. (* Im Dokument von 2018 war von 15 die Rede, spätere Verlautbarungen nennen 25, vmtl.15 dauerhafte Seepräsenz bei 25 verfügbaren Einheiten. Dies könnte auf die künftigen Zahlen von Fregatten und Korvetten  zutreffen, würde aber bei Einbeziehung der Mineneinheiten höher liegen)
Man muss abwarten, ob die neuen Begriffe auch mit wirksamen Fähigkeiten unterlegt sein werden!

 

Im Rahmen des künftigen Fähigkeitsprofils der Bundeswehr hat der Heeresinspekteur später zwei Achsen der Heeresentwicklung vorgegeben. Aufgrund der Zusagen an die NATO soll bis 2023 eine komplette Heeresbrigade ohne Rückgriff auf Kapazitäten anderer Truppenanteile einsatzbereit sein und jederzeit für die
Speerspitzenbrigade VJTF (Very Fast Joint Task Fotce) herangezogen werden können. Laut aktuellem Stand ist dafür die Panzergrenadierbrigade 37 in Frankenberg vorgesehen. Für das Jahr 2027 will das Heer mit einer personellen und materiellen kompletten Division für die NATO einplanbar sein. Hierfür ist die 10. Panzerdivision vorgesehen. Im Jahre 2031 soll dann schließlich das vorläufige Endziel von drei Divisionen mit acht, später vielleicht zehn
Brigaden, erreicht sein. Die zwei zusätzlichen Divisionen haben dabei einen mehrjährigen Prozess der Erprobung und Einführung zur Digitalisierung der Kommunikation und Führungsmittel (mobile taktische Kommunikation, mobiler taktischer Informationsverbund) durchlaufen. Ein Erprobungsverband wurde dafür in Munster aufgestellt.

 

Es hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass die drei Divisionen für 2031 personell nicht voll aufgestellt werden können, sondern in Teilen mit Reservisten gekadert werden müssen. Dabei ist zu beachten, dass zusätzlich zu der heute als Truppenkörper  zum größeren Teil schon vorhandenen Substanz für acht Brigaden noch weitere Divisionstruppen und auch einige Korpstruppen aufgestellt werden müssten. Außerdem werden Artillerie, Pioniere und Logistik  (Heer, SKB) und auch der Organisationsbereich Sanitätsdienst weiter aufwachsen und die deutsch-französische Brigade in einen klassische Heeresbrigade umgewandelt werden müssen. Zu größerem Teil kann dies auch aus der Substanz der heutigen Brigaden erfolgen, die vor allem Pioniere und Aufklärungstruppen der aufgelösten Divisions-/Korpstruppen übernommen hatten.Die Brigaden werden wieder eine Artilleriekomponente erhalten . Logistik (Heer, SKB) und auch der Organisationsbereich Sanitätsdienst müssen weiter aufwachsen und die deutsch-französische Brigade in einen mechanisierte Heeresbrigade umgewandelt werden.

 

Der Umfang des Fähigkeitsprofils dürfte weniger einer operativen Bedarfsanalyse der Risiken und der Definition eines operativen Minimums entspringen, sondern sich eher an der Größenordnung Deutschlands im Bündnis orientieren und dem seit Aufstellung der Bundeswehr maßgeblichen Motiv, für politische Mitsprache ein gewisses militärisches Gewicht einzubringen, folgen.  Militärisch-strategische Erwägungen kamen immer erst an zweiter Stelle. Vergleicht man den Umfang von acht voll aufgestellten Brigaden eines 80 Millionen Volkes mit dem britischen Heeresbeitrag von fünf derartigen Formationen könnten die Relationen nach der Bevölkerungszahlen auch stimmen, aber bei Luftwaffe und Marine bewegt sich Deutschland gegenüber den großen europäischen Partner nur auf gleichem Niveau.  Als kontinentale Macht in der Mitte Europas müssten der Heeresbeitrag und die Luftwaffe nach Bevölkerung und Wirtschaftsleistung sicher größer sein. Ein Vergleich der Verteidigungsstrukturen ist natürlich nur bedingt möglich, da sich Ambitionen, historische Prägungen, globale Interessen und geografische Bedingungen unterscheiden, aber die ökonomische Leistungskraft ist schon ein Maßstab. Gemessen an unserer Größe und Wirtschaftskraft müssten wir ca. ein Fünftel der europäischen Gesamtstreitkräfte unterhalten. Der Blick auf die Grafiken "Truppen in Europa" (Link 1, Link 2) kann ein erstes Bild vermitteln. -  Die Zielgröße von drei Divisionen und acht Brigaden ergibt sich auch aus dem heutigen Rahmen, der von einst 12 Divisionen der Zeit vor 1990  noch verblieben ist. Es geht nur darum, diesen mit Personal, Gerät und Truppenverbänden wieder voll auszustatten.

 

Details des Fähigkeitsprofils sind geheim, aber im ZDF-Magazin "Frontal 21" vom 9.5.2017  wurde kurz eine im Vorfeld  "durchgesickerte" Grafik der neuen Heeresplanung eingeblendet, die durchaus in den Rahmen passt und vom Autor dieser Zeilen in einer eigenen Grafik zur Heeresplanung 2031 rekonstruiert wurde. Allein im Rahmen der deutschen Brigaden (ohne Divisions-/Korpstruppen) wären neun Organisationselemente (Kampftruppen, Artillerie, Pioniere ) neu zu formieren, für die es bisher keine Aufstellungen gab. Den schon gegebenen Realitäten entspricht auch die Einbeziehung von zwei mechanisierten Brigaden der Bündnispartner Niederlande und Tschechien, die an die Rahmennation Deutschland andocken.  Für die Streitkräftebasis war in "Loyal" sogar der Bedarf von 20 weiteren Bataillone vermutet worden, wobei da vermutlich neben 10 weiteren logistischen Bataillonen auch informationstechnische Bataillone eingrechnet waren, die mittlerweile zum Organsisationsbereich CIR gehören. Während die heutige Logistik und Informationstechnik  nur auf Unterstützung ausgewählter Einsatzmodule abgestellt ist, müsste sie sich für eine Bündnisverteidigung aller Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche sehr viel breiter aufstellen und das gilt analog auch für den zentralen Sanitätsdienst.

 

Die Spekulationen um zahlreiche Neuaufstellungen ebbten ab, als sich die Einsicht durchsetzte, dass ein Teil des Fähigkeitsprofils nur mit nicht aktiven Reservetruppenteilen realisierbar sein wird.

 

In den vergangenen Monaten, zuletzt in Loyal 12/2020 (S. 44f.),  sickerten etwas mehr Details durch, welche die Strukturen in der o.g. inoffiziellen Grafik bestätigen. Das Heer soll in sechs Kampfbrigaden jeweils bis zu vier aktive, teil-aktive oder nicht aktive Kampfbataillone (PzGren, Jäger, Pz)  führen. Der deutsche Anteil der deutsch-französische Brigade wird zur siebten Kampfbrigade ausgebaut und die Luftlandebrigade 1 soll erhalten bleiben. Die vorhandenen Ergänzungstruppenteile (nicht aktive Bataillone oder nicht aktive Kompanien in aktiven Bataillonen) sollen als nicht-aktive Truppenteile ausgebaut, voll ausgestattet und in die Gefechtsstruktur als vollwertige Kampfverbände integriert werden. Das Heer soll dann 2032 drei  Divisionen mit acht Brigaden für die Bündnisverteidigung zur Verfügung haben , von denen aber nicht alle Einheiten im Frieden aktiv sein können. Es wird sich auch nicht nur um mechanisierte Kampftruppen  handeln, da die Gebirgsbrigade, der deutsche Anteil der deutsch-französischen Brigade und natürlich die Luftlandebrigade über Jägertruppenteile verfügen, die es darüber hinaus auch  in den mechanisierten Brigaden gibt. Da wird es keine Umwandlung in Panzergrenadiere geben, sondern die Ausrüstung mit Transportpanzern beibehalten werden. Die auf 350 reduzierte Beschaffungszahl von Schützenpanzern PUMA und die wegen dessen Verzögerungen bei der Einsatzbereitschaft ausbleibende Nachbestellung eines zweiten Loses von 229 Fahrzeugen als Ersatz für die noch verbliebenen Spz MARDER reicht noch nicht einmal für zwei Divisionen. Das Heer verfügt gegenwärtig über neun aktive Panzergrenadier- und sechs aktive Panzerbataillone und 10 aktive Jägertruppenteile. Der organisatorische Aufwuchs wird sich primär auf den Ausbau der bisher nur als Personalkader vorgesehenen 6 Ergänzungsbataillone und 18 Ergänzungskompanien (Anteil Heer) zu personell und materiell vollwertigen nicht aktiven Truppenteilen konzentrieren.  Die Digitalisierung dürfte sich auch auf die Strukturen der beiden nach 2027 reorganisierten Divsionen auswirken und nicht die klassische mechanisierte Division, die 2027 stehen soll (10. Panzerdivision) , automatisch fortschreiben. Die drei Divisionen müssen  nicht gleich organisiert sein und es bedarf keiner großen Phantasie, dass eine davon eher leichtere Kräfte führen wird, wie das in den Vorstrukturen auch der Fall war,  und nicht drei schwere mechanisierte Einheitsdivisionen mit ca. 25  Panzer- bzw. Panzergrenadierbataillonen entstehen werden. Realistischer dürfte der schon mehrfach zitierte Entwurf einer inoffiziellen, unbestätigten Grafik des sog.Bühler-Plans sein, aus der man die Planung von 18 Panzer-/Panzergrenadierbataillonen und 11 Jägerverbänden ablesen kann. Dazu auch Bundeswehr 2018-2032  und  Bundeswehr 4.0. Beim Vergleich der Heeresgrafiken mit dem Ist-Zustand von 2020 und Soll-Zustand von 2031 wird man feststellen, dass es keiner einzigen Neuaufstellung bei den Kampftruppen mehr bedarf, wenn man die schon vorhandenen Ergänzungstruppenbataillone (908,909,921,8) personell und materiell voll ausstattet und zu vollwertigen Reservetruppenteilen ausbaut. Auch in den übrigen Truppenteilen des Heeres sind Ergänzungskompanien vorhanden oder werden zur Zeit aufgestellt, die eine organisatorische Basis für das Heeresmodell 2031 bieten. 

Aus offiziellen Angaben zur Division 2027 aus einem Vortrag von Heeresinspekteur Mais im November 2020 geht hervor, dass sie eine Panzer- und zwei Panzergrenadierbrigaden mit je 4 Kampfbataillonen umfassen soll, dass dazu fünf Panzergrenadierbataillone und drei Jägerbataillone gehören werden, die mit 266 PUMA und 43 BOXERN ausgestattet werden müssen. Dies lässt im Rückschluss zu, dass vier Panzerbataillone dazu gehören werden. Mutmaßlich werden die als VJTF-Brigade 2023  voll aufgefüllte  Panzergrenadierbrigade 37 Frankenberg mit der Panzerbrigade 12 Cham und Panzerbrigade 21 Augustdorf  in einer neu organiserten 10. Panzerdivision  die erste wieder voll einsatzbereite Division für die Bündnisverteidigung  stellen, was die Einbindung von nicht aktiven Bataillonen nicht ausschließt. Die Bezeichnungen sind Traditionsnamen und sagen nichts über den Brigadetyp aus.

Die Einbindung von mit Reservisten voll aufgefüllten und mit eigenem Gerät ausgestatteten Ergänzungsbataillonen und -kompanien in die Division 2027 ist schon wegen der Erprobungsabsichten inbegriffen. Im mutmaßlichen Stationerungsraum böten sich dafür die schon vorhandenen Ergänzungsbataillone 907 (Panzergrenadiere) und 921(Jäger) an.Ihnen wären bevorzugt Reservisten und Gerät zuzuweisen. Die Aufstellung einen Ergänzungskompanie beim Panzerbataillon 203 (Augustdorf) fügt sich auch in das Bild. Die Division 2027 wird noch einmal die klassischen Befähigungen des Deutschen Heeres im Kampf der verbundenen Waffen mit mechanisierten (=gepanzerten) und einem Anteil leichter Kampftruppen wiederbeleben und noch einmal zur Geltung bringen. Auch wenn sie organisatorisch nur ein Drittel des Heeres ausmacht, wird sie überproportional die vorhandenen schweren Kampftruppen und ihre Ausrüstung in Anspruch nehmen. Die eigentliche digitale Innovation in der Landkriegführung wird dann in den Folgejahren in den anderen beiden Divisionen umgesetzt. Setzt man die oben begonnen offiziell nicht bestätigten Spekulationen über Zuständigkeiten und Unterstellungen fort, würde im nächsten Schritt nach 2027 die 1.Panzerdivision (Oldenburg) mit der Panzerlehrbrigade 9 in Munster und der Panzergrenadierbrigade 41 in Trollenhagen die erste digitalisierte Division bilden, was auch naheliegt, weil der Erprobungsverband für die Digitalisierung in Munster aufgestellt worden ist. Als dritte, voll digitaliserte Division, würde dann vorwiegend im Süden ein Großverband entstehen, der die Luftlandebrigade 1 (inklusive KSK ?), die Gebirgsbrigade 23 und eine reorganisierte deutsch-französische Brigade führt und eine geringere Mechanisierung aufweist. Dies könnte der Stab der heutigen Division Schnelle Kräfte in Stadtallendorf sein. Allerdings weicht diese Annahme von der Organisationsgrafik von 2017 ab, weil dort die Gebirgsbrigade in eine mechanisierte Division eingebunden erscheint, wie das aktuell ja auch der Fall ist. Das Gliederungsbild von 2017 dürfte in der Phase nach 2027 zunehmend an Aussagekraft verlieren. Die Ausgestaltung der beiden digitalisierten Divisionen ist noch offen! Eine Bestätigung der hier gewagten Mutmaßungen ist aufgrund der Geheimhaltung der Detailplanung vorerst nicht möglich. Bei früheren Reorganisationen war das BMVg auskunftsfreundlicher. Der Geheimschutz hat weniger mit Sicherheitserwägungen zu tun als mit dem Bestreben, Interventionen in Stationierungs- und Rüstungsfragen von außen zu verhindern und damit den Planungsprozess zu schützen. Außerdem muss man bei überzogenen Ambitionen das Scheitern nicht offenlegen .

 

Die Hubschrauberkräfte des Heeres werden in einem schon in Aufstellung befindlichen Hubschrauberkommando (Bückeburg) zusammengefasst werden. Es soll wieder Divisions- und Korpstruppen geben. Das werden neben einem Stabs-/Fernmeldebataillon vor allem Pionierbataillone und Aufklärungsbataillone sein, die aus den Panzerpionierbataillonen und Aufklärungsbataillonen der Brigaden gebildet werden. In den Brigaden wird es dann wieder wie früher nur je eine Panzerpionier- und Aufklärungskompanie geben. Die deutsch-britische amphibische Komponente wird im Pionierbataillon 130 in Minden zusammengefasst. Über die Zukunft der Artillerie kann man ebenfalls nur spekulieren. Statt der vorhandenen vier gemischten Bataillone (Rohr, Rakete, Aufklärung) wird man den Bestand der Panzerhaubitzen 2000 aus den Gerätelagern etwas aufgestocken und wieder eine Brigadeartillerie aufstellen müssen. Hier könnten vielleicht auch über das Joint-Fire-Support-Konzept Mörser eingebunden werden.Der Bestand an MARS II-Raketenwerfern, der ebenfalls etwas aufgestockt wird, könnte auf  Divisions- und/oder Korpsebene für zwei bis drei kleinere Raketenartilleriebataillone reichen.  Vielleicht werden dort auch die Artillerieaufklärungskräfte integriert. Es wäre auch nicht auszuschließen, dass im Rahmen einer digitalisierten vernetzten Operationsführung die Artillerie durch die Division geführt und mit Feuereinheiten in Batteriegröße auf Brigadeebene vernetzt wird. Möglicherweise werden die vier noch vorhandenen gemischten Artillerieataillone (325(L), 345, 131, 295) in Regimenter mit einer größeren Zahl von aktiven und nichtaktiven schießenden und nicht schießenden Batterien für drei Divisionen und ein Korps umgewandelt, so dass die Aufstellung neuer Bataillone unterbleiben kann. Immerhin fehlen in der Grafik von 2017  bei der wiederentstehenden Brigadeartillerie die Größenordnungszeichen. Dann gäbe es vielleicht auch noch Spielraum für eine Rohrartilleriekomponente auf Divisionsebene.  Die Feuerkraft einer modernen Batterie Panzerhaubitzen 2000 übertrifft ohnehin mit ihren beiden Feuerzügen die der früheren Panzerartilleriebataillone.  Im Gegensatz zu den Kampftruppen und Pionieren sind bei der Artillerie gegenwärtig nur drei Batterien, keine  Bataillone, als Ergänzungstruppenteile vorhanden und der Rahmen zur Reaktivierung zusätzlicher aktiver bzw. nicht aktiver Truppenteile deutlich kleiner . Der Aufwuchs der künftigen Artillerie dürfte auch über die Grundbeorderung bei gegenwärtig nur vier vorhandenen aktiven Bataillonen nicht so schnell erfolgen können. 

Es böte sich auch an, die wieder auferstehende Nahbereichsflugabwehr, wenn sie nicht in der Luftwaffe verbleiben sollte, in die Artillerie einzubinden, um sie auch an eine Vernetzung der Gefechtführung des Heeres anzuschließen. Ob sich allerdings der umfassende Wiederaufbau einer Nahbereichsflugabwehr als Ersatz für die aufgelöste Heeresflugabwehr und Flugabwehrgruppen ROLAND (Luftwaffe) realisieren lässt, darf bezweifelt werden. Für die Division 2027 sollen vier Feuereinheiten mit einem Personalbedarf von 900 aufgestellt werden.

 

 

Weiterhin benötigen die Divisionstruppen neben Artillerie, Pionieren und Aufklärern je ein Führungsunterstützungsbataillon und einen Versorgungsverband.Die Versorgungsbataillone dürften bei den Brigaden bleiben. Soweit einige Teilinformationen und Annahmen. Deutsche Korpstruppen für die NATO-Korpsstäbe mit deutschem Anteil gibt es mit Ausnahme von Führungsunterstützungs/IT-Kräften gegenwärtig nicht mehr.

 

 Das Heer rechnet künftig bei einer aktiven Stärke von mindestens 60.000 Soldaten mit 20.000 Reservedienstposten, die sich aus dem Potential der Grundbeorderten rekrutieren müssten. Das Heer soll dann als Rahmen für die Andockung von kleineren Partnerstreitkräften dienen (s. Grafik

Rahmennation 2032 ). Die Niederlande haben heute schon eine mechanisierte Brigade und eine Luftlandebrigade in den operativen Rahmen des Heeres eingebunden und Rumänien und Tschechien haben ebenfalls eine Brigade für die Einsatzunterstellung vorgesehen.

 

Für die Luftwaffe kursieren auch interne Papiere, die von einem Wachstum des Organisation ausgehen, aber wenig ist davon zu hören oder zu lesen. Da dreht sich in der öffentlichen Diskussion alles um Flugzeug- und Hubschrauberbeschaffungen, auch wenn eine Luftwaffe mehr darstellt als nur fliegende Geschwader.

Im Mittelpunkt steht der Ersatz der TORNADO und der Transporthubschrauber CH 53 G. Einen echten  Zuwachs an fliegenden Systemen wird es sicher nur bei den unbemannten Luftfahrzeugen und leichten Hubschraubern geben. Außerdem muss die künftige weiträumige fliegende elektronische Aufklärung mit PEGASUS integriert werden. Nachholbedarf dürfte bei der Nahbereichsluftverteidigung bestehen, wo nach einem improvisierten Einstiegsprojekt "Qualifizierte Fliegerabwehr" für die VJTF 2023 von einem dauerhaften Aufwuchs auf 14 Einheiten mit 5000 zusätzlichen Soldaten bis ca. 2032 in Luftwaffe oder Heer  die Rede war, welche beide Teilstreitkräfte kaum zur Verfügung stellen können. Außerdem ist ein Aufwuchs der Bodenorganisation mit aktiven oder teilaktiven Kräften erforderlich, um mehr mobile Einsatzbasen  bzw. von der Schließung zurückgestellte Flugplätze betreiben zu können.Dazu gehören der Fliegerhorst Lechfeld bei Augsburg als zweiter Standort für den Betrieb des Transporters A 400 und der Fliegerhorst Hohn bei Rendsburg. Im Objektschutzregiment der Luftwaffe liegen schon Erfahrungen mit Reservisten vor und müssten für Schutzaufgaben und den Betrieb mobiler Einsatzplätze ausgebaut werden. Das Weltraumlagezentrum in Kalkar/Uedem und zusätzliche Sensoren für die Weltraumüberwachung (u.a. in Koblenz) wurden schon in Betrieb genommen.

 

Die im Fähigkeitsprofil genannte maritime Flottenstärke entspricht in etwa den aktuellen mittel- und langfristigen Bauvorhaben, auch wenn die nicht so neue Soll-Zahl von 15 Fregatten für das Bündnis wohl weiterhin nur eine Zielgröße bleiben wird und die schon eingeleitete Aufstockung auf 10 Korvetten eine gewisse Kompensation bei den Hochseefähigkeiten erbringen muss. Die Zahl von 8 U-Booten kann nur realisiert werden, wenn der Bau von zwei neuen Einheiten in deutsch-norwegischer Kooperation durch den Haushalt abgesichert wird.Auch die ca. 10 Mineneinheiten müssen mittelfristig ersetzt werden. Mittel für neue Flottendienstboote zur Aufklärung wurden bewilligt. Bei den Versorgungsschiffen sind die Tanker vorrangig zu ersetzen.Die amphibische Komponente des Seebataillons wurde dem niederländischen Korps Mariniers unterstellt und würde gern Kampfboote erhalten.

 

 Einige Neuaufstellungen der Streitkräftebasis sind schon erfolgt mit dem Stab des Logistikregiments 1 in Burg, einem neuen ABC-Abwehrregiment in Strausberg und einem speziellen Logistibataillon in Delmenhorst für die Aufnahme und Betreuung von alliierten Verstärkungskräften ( Nr. 163 RSOM). Die Aufstockung der ABC-Kräfte ist durch Integration und Ausstattung von zwei Ergänzungsbataillonen erleichtert, aber dergleichen fehlt im Bereich des Logistikommandos. Dieses muss künftig mehr "ortfeste logistische Objekte" (Depots) betreiben und eine Bundeswehr in der Bündnisverteidigung dürfte auch mehr mobile Logistikbataillone benötigen. Hier ist ein Ausbau nur durch ganz neu aufzustellende nicht aktive Kräfte möglich, sofern die weitere Auslagerung in die gewerbliche Wirtschaft in der Kombattantenfrage an Grenzen stößt. Das Kommando operative Eingreifkräfte in Ulm wurde um eine NATO-Rolle bei der Organisation von Truppenbewegungen in ganz Europa mit dem angedockten Joint-Enabling-Command erweitert. In der Feldjägertruppe existieren drei Ergänzungskompanien.Ihr dürfte bei der Verkehrsregelung und Absicherung der Host-Nation-Support-Aufgaben im Transitland Deutschland eine besondere Bedeutung zukommen. Der im Bereich des Kommandos Territoriale Aufgaben zu reorganisierende Heimatsschutz wird hier an anderer Stelle behandelt. Hier müssen die RSU-Kräfte eigenes Gerät und eine eigene Infrastruktur erhalten.Die 30 RSU-Kompanien werden dann als Heimatschutzkompanien möglicherweise nach derfolgreichem Abschluss des Truppenversuchs in Bayern in Landesregimenter eingegliedert und über eigene Stützpunkte verfügen.

 

 Im zentralen Sanitätsdienst richten sich Überlegungen darauf, wie ein deutlich höherer Anfall von Verwundeten in einem Bündniszenario versorgt werden kann.

Im Bereich des Kommandos Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung wird die Zahl der Rettungsstationen, beweglichen Arzttrupps und Einsatzlazarette erhöht werden müssen . Mit dem Sanitätsregiment 4 in Rheine-Bentlage wurde eine erste Neuaufstellung vorgenommen. Die regionale Sanitätsunterstützung im Inland kann ggfs. auch zivile Kapazitäten mitnutzen, wenn die eigenen Kapazitäten nicht mehr ausreichen. Dieses Problem darf man natürlich im Sinne einer Gesamtverteidigung nicht nur aus militärischer Perspektive betrachten, sondern muss den Bevölkerungsschutz mitdenken. Die Corona-Pandemie und ihre Bewältigung durch Hilfsorganisationen mit Unterstützung der Bundeswehr trägt vielleicht zur Schärfung des Bewusstseins für die medizinische Vorsorge für Katastrophenfälle bei.

 

Das Kommando Cyberinformationsraum wird seine Fähigkeiten zur Cyberabwehr ausbauen und auch eine offensive Komponente entwickeln. Zusätzliche IT-Bataillone dürften schon wegen des Mangels an Spezialpersonal kaum aufgestellt werden, zumal auch Heer und Luftwaffe zusätzlichen Bedarf bei den Führungsdiensten und für ihre Digitalisierung haben. Das unterstellte Kommando Strategische Aufklärung versteht sich zunehmend auch als Wirkungskommando, das sich mit den Bataillonen zur elektronischen Kampfführung, dem Zentrum operative Information und Zentrum Cyberoperationen auch aktiv an der Kampfführung beteiligen kann und auch für ein hybrides Szenarion gerüstet ist. Wenn das System PEGASUS für die luftgestützte weiträumige elektronische Aufklärung mit Bombardier Global 6000 in Dienst gestellt ist, muss auch eine Auswertungskomponente bereit stehen.

 

Einzelne Konzepte wurden vom BMVg mittlerweile nachgereicht. Da man erkennen  muss, dass Demographie, Freiwilligenmeldungen und Finanzen eine Aufstockung des Personals limitieren und schon der Aufwuchs auf etwas über 200.000  eine große Hürde darstellt, drehen sich die Planungsgedanken immer mehr um die Gewinnung von Reservisten. Mit der Strategie der Reserve und dem Instrument der Grundbeorderung  sowie dem neuen Modell eines freiwilligen Jahres im Heimatschutz entstand für 2031 eine Planungshorizont von 100.000 beorderten Reservistendienstposten für eine Bundeswehr von ca. 200.000 aktiven Soldaten.

Bei jährlich 15.000 aus dem Dienst ausscheidenden Soldaten, wäre das Aufwachsen der Grundbeorderung ab Oktober 2021 in einem überschaubaren Zeitrahmen umzusetzen. Der beabsichtigte Aufwuchs an Reservisten soll natürlich allen Teilstreitkräften und Organisationsbereichen zugute kommen und in besonderem Maße im Rahmen der Streitkräftebasis auch den territorialen Heimatschutz verstärken, wo unter dem Titel "Dein Jahr für Deutschland" ein besonderes Projekt zur Gewinnung von Reservisten aufgelegt wurde. Ein größerer Anteil der Grundbeorderten wird auch für den Ausbau der Durchhaltefähigkeit durch einen organisierten Personalersatz benötigt.

Im BMVg denkt man auch an die effizientere Nutzung von "internen Reservisten", d.h. aktiven Soldaten, die in Krise und Krieg aus einer Dienststelle der Grundorganisation herausgezogen würden und  auf einem Reservedienstposten in anderer Funktion zum Einsatz kämen.

Mutmaßlich würde das neue Fähigkeitsprofil in Reinform auf eine aktive Sollstärke von 240.000 hinauslaufen, die für eine Freiwilligenarmee unter den gegebenen Umständen in unerreichbarer Ferne läge. Die zeitlich immer weiter nach hinten von 2023 nach 2027 oder noch später verschobene neue Zielstärke eines "atmenden Personalkörpers" von 203.000 Soldaten (davon 4500 Reservedienstposten in Übung) dürfte das äußerste Limit darstellen. Die ebenfalls vorgesehene Aufstockung der Zivilbeschäftigten wird mutmaßlich leichter zu bewerkstelligen sein.  Zu Zeit stagniert die Stärke bei 183.000 - 185.000 Soldatinnen und Soldaten.  In einer Diskussionsveranstaltung am 8.12.2020 äußerte der Vorsitzende des Reservistenverbandes die Vermutung, dass abhängig von der Entwicklung der sicherheitspolitischen Gesamtlage das Thema Wehrpflicht mittelfristig wieder auf die Tagesordnung kommen könnte, auch wenn momentan  Einigkeit darüber besteht, dass sie mit der gegenwärtigen Struktur nicht mehr kompatibel ist. Aufgrund der Notwendigkeit, den geworbenen Freiwilligen eine attraktive Laufbahn zu ermöglichen, hat sich die Kopflastigkeit in der Personalstruktur verstärkt. Die dringend benötigten Mannschaften versucht man durch Verlängerung der Verpflichtungszeiten und neue Mannschaftsdienstgrade zu halten. Kritiker wenden ein, dass ein zu hoher Altersdurchschnitt der Truppe drohe und lange Dienstzeiten auch Beförderungsdienstposten blockieren.

 

Mittlerweile sind auch eine Reihe von Entscheidungen gefallen, Teile der zur Abgabe vorgesehenen Infrastruktur doch noch zu erhalten (s.Nachrichten). Einige Kasernen, Flugplätze und Depots bleiben erhalten oder werden reaktiviert. Einzelne zusätzliche Truppenverbände wurden auch neu aufgestellt wie das Panzerbataillon 363 in Hardheim, das Sanitätsregiment 4 in Rheine-Bentlage, das Logistikbataillon 163 in Delmenhorst, ein teilaktives ABC-Abwehrregiment in Strausberg und ein Logistikstab in Burg. Vor allem wurden Programme eingeleitet, welche die Bevorratung an Munition und Ersatzteilen langfristig wieder aufstocken sollen .

 

Ein gewisses Unbehagen der Heeresführung an den  zersplitterten Führungsstrukturen mündete  in der Absicht des Generalinspekteurs zur Bildung eines Kommandos für die Führung von Landstreitkräften in Münster. Dies würde sich dann nicht auf das Heer beschränken, sondern alle Kräfte in der Dimension Land im Einsatz führen müssen. Damit verbindet sich die Frage, ob der auf mittlerweile sechs Teilstreitkräfte bzw. Organisationsbereiche angewachsene Rahmen von Dauer sein kann. Allerdings würde eine durch die Kontroversen um das Kommando Spezialkräfte  beförderte Idee einer Zusammenfassung aller Spezialkräfte der Bundeswehr in einem eigenen zentralen Kommando wohl zuerst einmal einen weiteren, siebten Organisationsbereich zur Folge haben. Organisatorische Veränderungen ergäben sich auch, wenn die von Kritikern wie Bartels und Glatz gefordete Rückverlagerung der Materialverantwortung für die Nutzung aus dem Rüstungsamt BAAINBw in die Truppe stattfände.

 

Das Fähigkeitsprofil von 2018 ist eine Planungsvorgabe, bei der aber offen ist, ob sie von den parlamentarischen Mehrheiten mit den entsprechenden Haushaltsmitteln unterlegt wird. Der personelle Aufwuchs im Rahmen nicht aktiver Reservestrukturen  könnte mit Hilfe einer erfolgreichen Grundbeorderung gelingen, aber die materielle Ausstattung bleibt eine gewaltige Herausforderung.   Der sich weit über eine Dekade erstreckende Planungshorizont für die Wiederherstellung der Fähigkeit zur Bündnisverteidigung mit einem in Grundstrukturen schon vorhandenen Rahmen wirkt sehr zaghaft gegenüber den Aufbaujahren der Bundeswehr als man binnen 10 Jahren bei Null beginnend 12 Divisionen aufstellte. Es bleibt halt eine Frage des politischen Willens und seiner Prioritätensetzung.  Es  wurde ein jährlicher Bedarf des Fähigkeitsprofils von 55 - 60 Mrd. € für den Einzelplan 14 genannt.  Dies ist im Augenblick trotz aller Steigerungen des Etats  nicht absehbar. Den Kritikern dieser Zuwächse werden leider viel zu selten die fahrlässigen Versäumnisse und Fehleinschätzungen der Außen- und Sicherheitspolitik der letzten Jahrzehnte vor Augen geführt, die nun zu erhöhtem Finanzbedarf geführt haben.  Initiativen zur langfristigen Absicherung in einem Bundeswehrstärkungsgesetz fanden in der Politik kein Gehör.. Planungen wären dann, wie zum Beispiel im sozialen Sektor die Regel,  durch größere gesetzliche Verbindlichkeit dem Wechsel von Mehrheiten in geringerem Umfang unterworfen. So stark ist die Lobby der Sicherheitspolitik in Deutschland aber nicht!  Entscheidungsbefugnisse des Parlaments über einzelne Rüstungsprojekte sind in anderen demokratischen Staaten nicht so ausgeprägt wie in Deutschland. Erste Absetzbewegungen von den Bekenntnissen in der Sicherheitspolitik, wie das weitere Nein der SPD zur Drohnenbewaffnung und die Nichteinplanung von Haushaltsmitteln für schwere Transporthubschrauber und das Taktische Luftverteidigungssystem sind unübersehbar. Bisher hatte der Bundestag oft im Verteidigungshaushalt "nachgelegt", wenn sich noch aktueller Bedarf abzeichnete, aber in der Nach-Coronazeit und angesichts der auch aus anderen Gründen wachsenden Verschuldung ist das zweifelhaft.

 

Die Pandemie hat eine neue Lage geschaffen, allerdings wird sich Deutschland gegenüber der neuen US-Administration und seinen Partnern bei der Verteidigung und sicherheitspolitischen Verantwortung für Europa nicht mehr lange "in die Büsche schlagen" können. Geht man von einer raschen wirtschaftlichen Erholung nach Bewältigung der Pandemie aus, wären die ambitionierten Planungen des neuen Fähigkeitsprofils vielleicht nur zeitlich verschoben, aber nicht aufgehoben. Allerdings setzen weitere Herausforderungen wie der Umbau der Wirtschaft im Rahmen der Klimapolitik, die Gestaltung der technologischen und bildungspolitischen Landschaft und die Sozialpolitik (Alterssicherung!) , vor allem aber auch die Verschuldung durch die nationalen und europäischen Coronahilfspakete weitere Grenzen für den Militäretat, der auch wegen der Defizite bei der Effizienz des Rüstungssektors einem großen öffentlichen Druck unterliegt. Hinzu kommen Ungewissheiten nach der Bundestagswahl. Die mutmaßlichen künftigen Koalitionen dürften die Verteidigungspolitik  nicht an erster Stelle auf ihrer Agenda haben und die Parteien eher Streit mit den Bündnispartnern als mit der Wählerschaft riskieren. Diese innenpolitischen und ökonomischen Bedenken und Einwände gegen Militärausgaben könnten allerdings verblassen, wenn Eruptionen in der ohnehin instabilen Weltordnung ähnlich unerwartete Krisenlagen und Handlungszwänge herbeiführen wie das bei der Coronaepidemie  der Fall war, deren Ausmaße und Auswirkungen zum Jahresanfang 2020 auch niemand geahnt hatte. Die Erfahrungen der Vergangenheit haben gezeigt, dass vergleichbare Unwägbarkeiten jenseits aller Prognosen die Sicherheitspolitik in den letzten Jahrzehnten geprägt haben. Da dürften dann kurzfristig verfügbare Fähigkeiten und Führungskompetenz mehr wiegen als lange gesinnungsethische Diskurse.

 

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